12 Minuten

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K S B – Küssen, Sex, Beziehung. Marina ist 29, Single, happy. Und sie datet schon länger Männer im „mittleren Alter“. Mit gleichaltrigen kann sie nichts anfangen, das hat sie schon früh gemerkt. In ihrer Kolumne gibt sie uns Einblicke in ihre Begegnungen. Aber Achtung: Parallelen mit der Wirklichkeit sind reiner Zufall!

#62 Andreas

Ich sitze auf meinem Balkon in der letzten warmen Herbstsonne dieses Jahres. Ich erinnere mich an Andreas und mein Herz wird ein wenig schwer. Ob ich kurz auf sein Instagram-Profil vorbei schaue? Nein lieber nicht.

Andreas ist einer, den sich Mutti wünscht. Also, für ihre Tochter, um genau zu sein. Wir lernten uns über eine dieser Apps kennen, bei der man nach links oder rechts wischt und wenn beide nach rechts gewischt haben, dann kann man sich erst schreiben.

Ich bin dort seit einiger Zeit unterwegs und hatte ein paar gute Treffer dabei.

Wir hatten einen netten Abend bisher

Richard ist einer davon und wir hatten einen netten Abend bisher. Es ist schon spät und so langsam höre ich mein Kissen nach mir rufen.

„Ich bin wirklich müde und morgen ist auch wieder Montag.“ Meine ich.

„Ja okay, dann gehe ich, gar kein Problem. Es ist ja schon spät.“

Eine kurze Umarmung später stehe ich wieder allein im Flur.

„Ich habe heute von Dir geträumt“

Dankbar für diese reibungslose Abhandlung gehe ich ins Bad und schnappe mir mein Telefon. Andreas hatte geschrieben und ich wollte ihm noch schnell antworten. So sitze ich leicht beschwipst auf dem Klo und tippe in mein Telefon.

„Andreas, ich habe heute von dir geträumt. Wir hatten Sex und es war der Wahnsinn.“

Schreibe ich. Ja, das ist sehr gerade heraus, aber unser Umgang war immer so und wir hatten keine Scheu voreinander. Ping! Der ist aber schnell.

Ich wäre in 12 Minuten bei dir

„Sehr interessant, erzähl mir mehr! Ich wäre in 12 Minuten bei dir.“ Hä? Was hat denn das jetzt damit zu tun? Ich lege mein Telefon beiseite und putze erstmal meine Zähne.

Fast verschlucke ich mich an der Zahnpasta, die bereits erfolgreich in meinem Mund schäumt. Ich hatte mal wieder viel zu viel genommen, aber viel hilft ja bekanntlich viel.

Nochmal zurück zu den 12 Minuten. Mir dämmert es… er braucht 12 Minuten zu mir. 12? Komische Zeit. Egal.

„Okay. Ich mache mich noch kurz frisch“, antworte ich ihm. So angetrunken wie ich bin, kann das doch nur ne super Idee sein. Puder, Mascara, Deo, sollte ich kurz duschen? Meine Gedanken überschlagen sich und ich bin ganz durcheinander.

Er wirft die Tür ins Schloss und mich aufs Bett

Dieser blöde Alkohol ist eine Handbremse für mein Gehirn. Schnell räume ich noch die Weinflasche und die Gläser weg, die ich mit Richard noch vor 28 Minuten benutzt hatte. Es klingelt.

F**k. Denke ich und öffne auch schon die Tür.

Andreas kommt herein, wirft die Tür ins Schloss und mich aufs Bett. Die nächsten Minuten sind der volle Rausch und ich danach wieder nüchtern. Jetzt wäre die Dusche eine wirklich gute Idee!

Wir liegen nebeneinander auf dem Bett und schlafen abwechselnd ein. Kurz nach zwei liegen wir unter den Decken, ich lösche das Licht und Andreas fährt heute jedenfalls nicht mehr die 12 Minuten noch nach Hause.

Ich habe allerdings ein Faible für Arschlöcher

Wenn ich mich so erinnere, wird mein Herz wieder leichter. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit zusammen. Wir gingen Essen, ins Theater, oder einfach nur spazieren. Wir tranken Kaffee und lachten über unsere Geschichten.

Ich Idiotin habe allerdings ein Faible für Arschlöcher und entschied mich am Ende für einen anderen. Dass ich das bereuen sollte, ahnte ich damals noch nicht.

Er verließ die Stadt, heiratete, wurde Vater einer Tochter.

Ich suchte danach zwar nochmal Kontakt zu Andreas, aber es wurde nie mehr wie vorher.

Im Gegenteil. Er verließ die Stadt, heiratete, wurde Vater einer Tochter. Ich freue mich wirklich für ihn, denn er ist einer der wenigen tollen Männer, die mir begegnet sind.

Falls er diesen Text ließt und sich wieder erkennt: Danke!

Für alle anderen Männer da draußen: Lasst euch nie entmutigen, auch eine späte Liebe kann euch glücklich machen. Kämpft, wenn es sich lohnen könnte. Lasst die Finger davon, wenn euer Bauchgefühl „Obacht!“ sagt.

Und ich? Ach, ich bleibe optimistisch. Vielleicht muss ich auch mal nachts wieder ins Auto steigen und einfach spontan klingeln.

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Andreas, 43, ein Hoffnungsschimmer und wunderbarer Mann, den ich leider gehen ließ.

Marina, 29, berichtet über ihre Begegnungen mit Männern im mittleren Alter.

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