42. Bundesweites Männertreffen: “Für Männer heißt nicht gegen Frauen”

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Vor einer Weile bekamen wir eine Postkarte von einem aufmerksamen Leser, ob wir bei 7VIERZIG nicht mal über das Bundesweite Männertreffen berichten wollten. Das was?!

Seit 1975 treffen sich Männer aus ganz Deutschland am Himmelfahrts-Wochenende, die nicht mit Bollerwagen durch die Gegend ziehen wollen. 2024 gastiert das Bundesweite Männertreffen wieder vom 8. bis 12. Mai in Duderstadt.

Die Teilnehmer verbringen vier Tage miteinander, um ihr „Mann-Sein“ zu reflektieren, sich auszutauschen und miteinander zu feiern, so die Ankündigung. Was aus einer Sponti-Bewegung der 1970er in Westdeutschland heraus entstand, hat inzwischen eine lange Tradition.

Wir haben Philipp F. Klein, 61, und Thorsten Karas, 57, aus dem Orga-Team gefragt, warum Mann zum Bundesweiten Männertreffen fahren sollte und was ihn dort erwartet.

„Auch Männer brauchen Schutzräume“

Philipp F. Klein

Warum sollte Mann sich beim Männertreffen anmelden?
Philipp F. Klein: Weil die Teilnahme am Bundesweiten Männertreffen in jedem Fall eine Bereicherung und vielleicht auch Weiterentwicklung bedeutet! Durch die Workshops und der Kontakt zu den Männern erfolgt eine Erweiterung der eigenen Sichtweisen und Erkenntnissen.
Thorsten Karas: Das Männertreffen ist ein Ort von Männern, die auf dem Weg sind für Männer, die auf dem Weg sind. Bunt, hierarchiefrei, selbstbestimmt, mit viel Erfahrung und offen für neues und neue Wege. Von Profis bis Schnupperern ist alles dabei. Es entwickelt sich seit 42 Jahren immer wieder neu. Hier kannst du dich selbst einbringen und neu entdecken.

Warum sind keine Frauen zugelassen?
Philipp: Weil es sich beim Bundesweiten Männertreffen in jedem Fall um eine Veranstaltung von Männern für Männer handelt. Der Geist unseres Treffens richtet sich aber nicht gegen die Frauen, sondern fokussiert sich auf uns als Männer und unsere Bereicherung zur Gesellschaft und damit auch zu Frauen – aber auch uns!
Thorsten: Weil Männer Schutzräume brauchen. Genauso wie Frauen, Transmenschen, Schwule, Lesben und viele andere Gruppen. Für Männer heißt nicht gegen Frauen. Für gemischte Begegnungen gibt es andere Räume. Geschlechtsspezifische Räume bieten eine Möglichkeit, sich mit sich und für die Herausforderungen des Lebens zu stärken.

“In der Regel sind es aber Männer, die sich auf den Weg gemacht haben, um ihr Mannsein zu erforschen und gegebenenfalls zu ändern”

Gibt es einen bestimmten Typen Mann, der beim Männertreffen dabei ist?
Philipp: Nein, solange jeder dem Geist des Treffens nicht zuwider handelt, ist er gerne willkommen. Die Bandbreite an Teilnehmern kann man als kleinen Spiegel der Gesellschaft bezeichnen. In der Regel sind es aber Männer, die sich auf den Weg gemacht haben, um ihr Mannsein zu erforschen und gegebenenfalls zu ändern.

Thorsten Karas
Thorsten Karas

Thorsten: Die Männer, die da sind, bringen eine (mehr oder weniger große) Offenheit mit, sich zu zeigen und mit anderen Männern in Kontakt zu kommen. Männer, die teilweise ganz schön anders sind als man selbst. Und manchmal (im Kern) viel näher oder ähnlicher, als zuerst erwartet. Es spricht eher Männer an, die sich selber einbringen wollen als ein von einem Mann (oder mehreren Männern) durchgeplantes Männerseminar. Durch die Möglichkeit für alle anwesenden Männer, Workshops anzubieten oder zu besuchen (oder auch nicht) bleibt viel Freiraum. Auch in dem Austausch dazwischen. Da das Männertreffen sich weiter entwickelt, verändern sich auch die Männer.

Jemand, der zum ersten Mal dabei ist – mit was fährt er wieder nach Hause?
Philipp: Das kommt sicher auf den Mann selbst an. Aber er verlässt das Treffen mit eine Eindrücken und vielleicht auch Plänen, die im Alltag und eigenem Leben umgesetzt werden kann. Auf jeden wird er beseelt sein, wenn alles gut läuft.
Thorsten: Ich bin im Jahre 2009 mit einem großen Gefühl der Freude und Verbundenheit nach Hause gefahren. Und wiederholt wieder gekommen.

Gibt es auch Männer, die von ihren Frauen geschickt werden?
Philipp: Nicht geschickt werden, aber vielleicht ist die eine oder andere Frau dabei, die bewusst oder auch unbewusst bei ihrem Partner den Impuls setzt. Es findet definitiv keine Männerverschickung statt.
Thorsten: Möglich ist das. Spätestens beim zweiten Mal wird er das dann hoffentlich aus freien Stücken tun (und gegen den vielleicht vorhandenen Widerstand der Frau).

“Das 42. Männertreffen ist natürlich die Antwort auf die Frage aller Fragen, nach dem Leben, dem Universum und nach allem.”

Was antwortet ihr jemandem, der euren Treff total ablehnt, weil er es für uncool und unmännlich hält?
Philipp: Es ist jedem selbst überlassen, woran er teilnimmt. Allerdings würde ich schon auch das Argument nennen, dass man Dinge erst beurteilen kann, wenn man sie kennt. Auf der anderen Seite verstehen wir uns u.a. basisdemokratisch. Und von daher darf jeder denken, was er möchte über das Bundesweite Männertreffen.
Thorsten: Das hängt natürlich davon ab, was jemand für cool und männlich hält. Von A nach B zu laufen und dabei zu saufen und den eigenen Wunden dauerhaft davonlaufen bzw. anderen “um die Ohren zu hauen”, halte ich für uncool und unmännlich.

Was ist eure persönliche Motivation, sich für das Männertreffen zu engagieren?
Philipp: Zum einen die Idee weiter zu erhalten und am leben zu lassen, zum anderen weil es neben der Arbeit auch Spaß macht, zwei Jahre für die Männer ein Treffen vorzubereiten. Und auch das gehört zum Geist oder Spirit des Bundesweiten Männertreffens.
Thorsten: Das Bundesweite Männertreffen ist für mich eine Antwort auf die Frage nach einer friedvollen Welt. Und das 42. Männertreffen ist natürlich die Antwort auf die Frage aller Fragen, nach dem Leben, dem Universum und nach allem.

Website: www.maennertreffen.info

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