Es nervt!

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

Ich bin so entsetzlich Social-Media müde. Früher war ich immer ganz vorne mit dabei, wenn es ein neues soziales Netzwerk gab.

Wir haben viel gelacht, viele witzige Situationen erlebt. Wir waren in der Anfangsphase eine echte Community – nur eben online, nicht in einem realen Raum.

Wir glaubten, die sozialen Netzwerke und das Internet würden wunderbare und großartige Möglichkeiten für die Demokratie und die Freiheit aller Menschen mit sich bringen. Wie toll das alles ist!

In so manchem Seminar habe ich das erzählt.

Heute wissen wir: Die Menschheit hat diese Möglichkeiten nicht genutzt. Oder: nicht nur. Hatespeech, Fakenews… manchmal halte ich heute zu diesen Themen Vorträge oder gebe Seminare.

Was sicher eingetreten ist: Die öffentliche Infrastruktur, die zum Meinungsaustausch und der Information dient, hat sich komplett verändert.

Und sie ändert sich immer noch und immer weiter – in einem rasanten Tempo.

Zeitfresser

TikTok, Facebook, Instagram, Twitter, LinkedIn, Mastodon… Die sozialen Netzwerke sind heute aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken.

Koche ich, google ich ein Rezept. Bin ich zum Essen verabredet, reservieren wir den Tisch online und schauen manchmal vorher im Netz auf die Speisekarte.

Und die Kinderarztpraxis reagiert schneller auf eine E-Mail als auf die X Versuche, sie telefonisch zu erreichen.

Aber: Twitter ist für mich durch. Elon hat es kaputtgemacht. Am Anfang tat es etwas weh – 4.500 Follower auf dem Dienstkanal, 2.400 auf dem privaten – die verkümmern jetzt.

Macht aber auch keinen Unterschied.

Nervige Selbstdarsteller

Aber auch Facebook benutze ich nur noch selten. Meist, um die Erinnerungsfunktion zu checken. TikTok habe ich vom Gerät geschmissen – das hat zu viel Zeit gefressen. Irre!

Instagram mit seine Stories, Reels und endlos elenden Selbstdarstellungen geht mir tierisch auf den Zeiger.

Eine Zeit lang hat mich LinkedIn noch unterhalten. Aber das nervt auch nur.

Spannend, wie viele Texte der Selbstdarstellung und der Würdigung des eigenen Erfolges dienen – und dass es den Leuten gar nicht unangenehm ist.

Und, keine Überraschung: Mastodon kann Twitter nicht ersetzen. Nicht im Ansatz.

Echte Freunde?

Früher war das irgendwie alles schöner (dass ich mal so einen Satz schreibe, Alter!).

2009 war das, da haben wir das erste Twitter-Treffen in Dresden organisiert. Eine Zeitschrift fragte mich, ob ich einen Bericht darüber schreiben mag. Einer meiner Sätze lautete: „Die Mehrzahl sieht so aus, als hätten sie auch au­ßerhalb des Internets Freun­de.“ (Heute kann ich das ja zugeben: Ich bin ein großer Freund der versteckten Ironie!)

Tatsächlich war es ein tolles Gefühl damals, zu den Pionieren zu gehören. Und es hatte ja auch positive Effekte:

Häufig ein Nachrichtenvorsprung, dazu inhaltlicher Austausch zu Themen, die einen interessieren und größere Informationstiefe als bei klassischen Medienberichten. Einblicke in Themen, die einem sonst nicht begegnet wären.

Und manchmal traf man tatsächlich tolle Leute, die man sonst vielleicht nicht getroffen hätte.

Total genervt

Das ist auch alles noch da. Aber im Moment überwiegen für mich die Nachteile.

Vor einigen Tagen fiel mir auf, wie genervt ich bin.

Ich habe also versucht, weniger Instagram und Co. zu benutzen. Das war ganz schön schwer. Als erstes habe ich Zeibegrenzungen im Gerät eingestellt. Insgesamt 1,5 Stunden am Tag für die verschiedenen Apps.

Das Gerät „sperrt“ dann die App und man hat drei Optionen: Zeitlimit akzeptieren, weitere 15 Minuten Nutzung erlauben und „Limit ignorieren“.

Na, welcher Button ist schon ganz abgenutzt bei mir (also: virtuell)?

No more push!

Schon länger habe ich (nahezu) alle Push-Funktionen abgestellt. Keine lästige kleine Zahl mehr, wenn im FB oder Twitter jemand eine Direkt-Message geschickt oder Dich markiert hat.

Gleichzeitig habe ich die Funktion abgeschaltet, dass der Mail-Server im Viertelstundentakt abgerufen wird. Die Mails laden jetzt nur noch, wenn ich aktiv auf einen Button drücke.

Hat alles nur begrenzte Wirkung: Immer noch gibt es Tage, an denen ich mich ärgere, wie viel Zeit ich jetzt in den Netzwerken und mit sinnlosem Mist verbracht habe.

Wie wäre es mit Fasten?

Vor einer Weile habe ich dann mal festgelegt: So, mir reicht’s – heute faste ich!

Dazu habe ich mir den Satz eingeprägt: Das ist doch totale Zeit- und Energie-Verschwendung, lass das!

Das funktioniert. Funktionierte. Kurze Zeit. Zwischendurch mal. So halbwegs. Ach Mensch!

Ich glaube, ich bin kurz davor, die Apps vom Gerät zu schmeißen.

Dummerweise brauche ich ja einzelne Netzwerke nach wie vor beruflich. Bilde ich mir wenigstens ein.

Was meinst Du? Soll ich oder soll ich nicht? Wie handhabst Du das?

"

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