So stelle ich mir mein Alter vor

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Im mittleren Alter habe ich schon etliche Jahre gebuckelt und noch ein paar Jährchen vor mir. Die Vorstellungen, wie ich in 20, 30, vielleicht sogar 40 Jahren leben möchte, konkretisieren sich zunehmend. Schleichend kommt auch die Erkenntnis: Ich muss wohl doch noch einiges tun im Jetzt, damit es in Zukunft so wird, wie ich es will. Und ich sollte mich beeilen: Denn aktuellen Statistiken zufolge habe ich mit einem Alter von 45 Jahren noch 35 Jahre bis zum Tod vor mir. Hilfe!

Wie stelle ich mir das Alter denn vor?

1. Genügend Geld im Alter

Was ich mir wünsche:

Klar, eine gute Rente ist ein naheliegender Wunsch. Wer möchte schon im Alter Flaschen sammeln und sich bei den Tafeln anstellen? Ich brauche allerdings keinen überflüssigen Luxus, der hat für mich schon vor Jahren an Reiz verloren. Einfach ausreichend Kohle auf der hohen Kante und monatlich eine solide Summe aufs Konto – mehr muss es nicht sein. Das, was heute 2.500 Euro entspricht, würde mir in wohl 25 Jahren vollkommen genügen.

Wo ich gerade stehe:

Tja, nun. Ich als selbständiger Journalist lebe nicht in Saus & Braus. Schlimmer noch: Ich zahle in die gesetzliche Rentenversicherung ein und besitze nur eine mickrige private Rentenversicherung. Das reicht niemals, um auf 2.500 Euro monatliche Rente zu kommen.

Ein wenig Angst bekomme ich bei dem Gedanken, wie sich die Kosten für Krankenversorgung, Miete, Nebenkosten entwickeln. Werden meine ohnehin lächerlichen Einzahlungen in der Gegenwart von der Inflation gefressen? Ich gehe davon aus. Und: Mache viel zu wenig dagegen.

Müsste ich vielleicht doch deutlich mehr arbeiten, um in ferner Zukunft nicht hungern zu müssen? WTF?!

2. Genügend Fitness

Was ich mir wünsche:

Voller Energie, motiviert, fit für ein Ehrenamt oder einen Nebenjob, auf den ich echt Bock habe. Keine Ahnung, wer dann in 30 Jahren noch von Menschenhand getippte Texte braucht. Vielleicht Nostalgiker oder so.

Jedenfalls möchte ich im Alter genügend Muskeln und Motivation für Sport haben. Und mich auch so fühlen. Ach, Potenz wäre auch noch ganz nett. Für den Fall des Falls.

Wo ich gerade stehe:

Einmal in der Woche Badminton, angestrebte 10.000 Schritte am Tag, regelmäßig Wandern und (harte) Gartenarbeit – reicht das, um sich fit zu halten? Ich vermute nicht. Zwar esse ich nur noch sehr wenig Wurst und Fleisch, aber von wirklich gesunder Ernährung kann nicht die Rede sein. Immerhin achte ich auf Vorsorgeuntersuchungen.

Krafttraining, weitere Übungen für den Rücken, vielleicht Umstellung auf mediterranen Ernährungsstil, Gehirnjogging und den Kopf öfter Entspannung bieten? Puh, ja. Müsste ich alles tun, um auch im Alter nicht einfach nur ein Greis zu sein, der tagtäglich über Schmerzen klagt und Stammgast bei seinen Ärzten ist.

3. Genügend Reisen

Was ich mir wünsche:

Einen Stapel Scheine in der Tasche und halbwegs fit? Nichts wie los, die Welt erkunden! Der Vorbesitzer meines Gartens verkaufte mir diesen mit 87 Jahren. Er erzählte mir von seinen zahllosen Reisen, von Kreuzfahrten und Abenteuern. Das Geld, das er für seinen Garten bekam, wird sicher in größere Urlaube fließen. Und genau das wünsche ich mir auch für mich.

Im Zweifel reicht mir auch ein toller Badesee in Brandenburg, ich bin da nicht so. Hauptsache, noch etwas von der Welt sehen, bevor…na, du weißt schon.

Wo ich gerade stehe:

Keine nennenswerten Rücklagen, nicht genügend Sport, zu wenig gesunde Ernährung: Ich glaube, so werde ich mit über 80 Jahren keine Weltreise mehr machen.

Die große Frage, die sich mir zudem stellt: Klimawandel, ein Umwelt-zerstörender Massentourismus, eine Gesellschaft, die sich lieber selbst zugrunde richtet? Vielleicht sollte ich meinen Weltentdeckungswunsch doch nach vorne schieben, bevor es zu spät ist?

4. Genügend Freiheiten

Was ich mir wünsche:

Geistig und körperlich noch weitgehend intakt, möchte ich gerne in einer coolen Senioren- oder Mehrgenerationen-WG leben. Mit oder ohne Partnerin? Das werde ich ja dann sehen… 🙂

Entscheidend für mich: Nicht allein sein, in guter Gesellschaft wohnen, mit Gleichgesinnten abends am Feuerchen sitzen und ein Bierchen zischen. Sowas habe ich mir schon als jüngerer Mensch gewünscht, dazu kam es nie. Im Alter will ich modern leben. Mit Leuten, die ähnlich sind wie ich. Männer, Frauen, bunt gemischt. Gerne Jung und Alt zusammen. Und man hat gemeinsam eine feine Restlebenszeit. Mit Rückzugsmöglichkeiten, versteht sich.

Wo ich gerade stehe:

Aktuell ist das zukünftige Wohnen kein Thema, ich habe eine Freundin und ein kleines Kind. Aber irgendwann ist meine Tochter aus dem Haus und dann muss ich reagieren.

Meine Eltern haben den „Absprung“ nicht selbst geschafft. Zum Beispiel konnten sie nicht alleine entscheiden, den Weg in ein betreutes Wohnen zu gehen. Dass sie sich hätten kümmern sollen, zeigt sich nun: Ihre Kinder (also unter anderem ich) wählen aus, wo und wie sie in Zukunft leben werden. Ich weiß schon jetzt für mich: So weit lasse ich es nicht kommen!

Und: Ich arbeite gerade an meinem Ferienhäuschen. Bleibe ich fit und gesund, möchte ich in dem viele Sommer verbringen. Mein Gartengrundstück ist quasi eine Investition in die Zukunft (notfalls verkaufe ich die Hütte und mache doch noch eine letzte Weltreise).

5. Genügend Familienzeit

Was ich mir wünsche:

Meine Familie ist nicht riesig, ich habe „nur“ eine Tochter und sonst keine jüngeren, näheren Verwandten. Wenn ich mal alt bin, wünsche ich mir, dass mein Kind für mich da und behilflich ist.

Aber: Ich will vorsorgen und für sie eine möglichst geringe Belastung sein. Rechtzeitig Entscheidungen treffen (altersgerechtes Wohnen und so) und auf Ratschläge der jungen Generation hören – das ist mein Wunsch. Meine Eltern versäumten es ebenfalls, häufiger die Tipps ihrer Kinder ernst zu nehmen.

Ich wünsche mir viel gemeinsame Zeit mit der Familie. Zusammen in den Urlaub, zusammen feiern, zusammen abhängen – einfach eine gute Zeit haben.

Wo ich gerade stehe:

Okay, meine Tochter wird bald 6 Jahre alt und bisher ist alles ganz cool. Ich versuche, ein guter Vater zu sein, respektiere sie und lege Wert auf eine zeitgemäße Erziehung. Ich hoffe, das gute Verhältnis übersteht die Pubertät und das Erwachsenwerden – dann wird meine Tochter hoffentlich etwas zurückgeben, wenn ich mal ihre Unterstützung benötige.

Mir ist „Familienzeit“ wichtig: Gemeinsame Abenteuer, Erlebnisse und Entdeckungen mit meiner Freundin und meiner Tochter schweißen zusammen, tun gut und bleiben lange im Gedächtnis. Was wir jetzt unternehmen, können wir vielleicht in 30 Jahren wieder oder immer noch machen? Ich habe mittlerweile über 100 Polaroids mit Motiven von gemeinsamen Urlauben und Ausflügen: Das wird meine Tochter einmal erben. Und wenn sie Bock hat, machen wir in 30 Jahren zu dritt noch einmal die gleichen Fotos.

Wie stellst du dir dein Alter vor? Machst du jetzt schon genügend für ein gutes Leben in 30 Jahren?

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