Todesursachen googeln

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In den letzten Wochen und Monaten werde ich recht häufig mit dem Tod konfrontiert. Egal, ob ich aufs Smartphone, den Rechner, aufs Tablet oder in den Fernsehen schaue – ständig werde ich auf neue Todesfälle hingewiesen.

Danke, KI!

Liegt’s an KI, cleveren Algorithmen und meinem Social-Media-Nutzungsverhalten, dass mir dauernd der „Sensenmann“ begegnet? Hier ein tragischer Unfall, dort die schwere Krankheit eines Prominenten, da ein mir völlig unbekannter Mensch, der plötzlich und unerwartet verstarb.

Vielleicht hat es mit dem Alter zu tun: Stehst du in der Blüte deines Lebens, denkst du doch nicht über Krankheiten und Tod nach. Du genießt dein Dasein und alles ist schick. Aber spätestens dann, wenn die ersten Blätter an dir welken, wird dir bewusst: Dein Leben geht nicht unendlich weiter. Die Hälfte ist womöglich schon vorbei.

Irgendwie nehmen mich diese Todesfälle mit. Und ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich auch noch nach Todesursachen google und dann unzufrieden bin, konnte ich diese nicht in Erfahrung bringen.

Krankheit führt zu Erkenntnis???

Wenn es mal keine neuen Toten gibt, kann ich auch ganz hervorragend Krankheiten recherchieren. Letztens beim Schauen einer Serie trat Ballermann-Star Mickie Krause auf! Hilfe! Er hatte 2022 Blasenkrebs! Könnte mich sowas auch erwischen? Bei ihm wurde er zufällig und live im TV entdeckt!!1

Er ist aber mittlerweile frei vom Krebs und meinte letztens in einem Interview: „Ich werde nur noch das machen, wo ich richtig Spaß dran habe…“ So eine schwere Erkrankung bringt auch jemanden wie Mickie zum Grübeln und führt ihn zu einer wichtigen Erkenntnis – spannend. Aber tauschen möchte ich mit ihm nicht so recht…

Die Hälfte des Lebens ist vorbei

Mit Mitte 40 ist die Sorge um Krankheiten, die mich dahinraffen könnten, nicht unbegründet. Ich meine, die Wahrscheinlichkeit des baldigen Todes steigt nun einmal. Ich werde nicht jünger, die Fitness lässt (natürlich sehr sehr langsam!) nach, die Zellteilung im Körper funktioniert nicht mehr so gut wie bei einem 20-Jährigen.

Öfter schon sprach ich mit einem guten Freund über den Tod. Er meint dann meistens: „Ich habe schon eine Menge erlebt. Erwischt es mich jetzt, dann kann ich für mich sagen: Ich habe mein Leben gelebt.“ Das ist gut für ihn, aber unbefriedigend für mich.

Vielleicht ist genau das der entscheidende Punkt?! War mein bisheriges Leben noch nicht aufregend und erfüllend genug? Und nun habe ich Angst, das könnte schon alles gewesen sein? Game Over, so wie bei den ganzen Leuten, die ich schon geoogelt habe?

Wir werden alle sterben!

Verrückt machen möchte ich mich nicht. Natürlich ist eine gewisse Neugierde dabei. Ich labe mich allerdings nicht an den traurigen Schicksalen anderer, der Tod führt bei mir vielmehr zu einem inneren Mitgefühl. Und das formt auf gewisse Weise langsam die Erkenntnis: Nichts ist für die Ewigkeit, auch DU WIRST STERBEN! UND DAS IST IN ORDNUNG!

Das weiß ich natürlich, das ist der Lauf der Dinge, das ist unser aller Schicksal. Aber so recht verinnerlicht habe ich das noch nicht. Fehlen mir also “nur” die Erlebnisse, durch die ich irgendwann diese Weisheit und Abgeklärtheit wie mein Kumpel erreiche?

Okay, das finde ich heraus!

Bis dahin… befasse ich mich weiter mit meiner Hobby-Recherche! Schlaganfall, Herzkasper, Hirnblutung, alle erdenklichen Krebsarten – es gibt so viel, was ich bekommen könnte. Ableben kann so facettenreich sein! Ob das jetzt schon Thanatophilie, also die Faszination für die Vergänglichkeit, ist? Ich denke nicht, denn ich hab zugegeben viel zu viel Angst vor dem endgültigen Ende. Nicht nur vor meinem, sondern auch vor dem meiner Lieben…

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