Movember: Mit Bärten Zeichen setzen

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Ben Ellermann ist 27, Kapitän der deutschen Rugby-Nationalmannschaft – und Movember-Botschafter. Für ihn gehört der Schnurrbart im November längst dazu.

Nicht, weil er es passend zum Herbst modisch findet. Sondern weil er damit auf Themen aufmerksam macht, über die viele Männer lieber schweigen.

„Ich habe früh im Leben gelernt, dass man Stärke zeigt, wenn man ehrlich ist“, spricht Ellermann beim Pressetermin ganz offen über mentale Gesundheit. „Offen zu sagen, dass es einem nicht gut geht, ist eben kein Zeichen von Schwäche!“

„Ich drohte zu zerbrechen“

Ellermann kennt die Movember-Bewegung seit 2017. Ein Jahr zuvor verliert er einen engen Freund bei einem Motorradunfall. „Ich war innerlich völlig aufgewühlt und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte“, erzählt er. „Ich habe gemerkt, dass ich drohe, daran zu zerbrechen – es fiel mir superschwer, darüber zu sprechen.“

Bei einer Australien-Reise begegnet er Männern, die beim Movember mitmachen, indem sie sich den ganzen Monat lang einen Schnurrbart wachsen lassen. Auf der Reise versteht er auch, wie gut es ihm tut, über die eigenen Gefühle ehrlich zu reden.

Seitdem engagiert sich Ellermann für die Aktion und ruft zum Mitmachen auf.

Im November tragen Männer weltweit Bart

Die Idee hinter dem Movember ist simpel: Am 31. Oktober wird noch einmal rasiert, danach darf der Oberlippenbart wachsen – einen Monat lang. Das Ziel: Aufmerksamkeit erzeugen und Spenden sammeln für die Männergesundheit.

Auf movember.com kann man sich registrieren, ein eigenes Profil anlegen, Teams gründen und Spendenaktionen starten. Mancher Feuerwehrverband, manches Team nutzt die Gelegenheit, Spenden zu sammeln und zusammenzuwachsen. Laut Stiftung haben 2024 über 7 Milliarden Männer in 19 Ländern mitgemacht. Prominente Werbepartner wie Pringles oder Amazon sind mit an Bord.

Mit professionellem Werbematerial, großer Kreativität und starken Partnern bringt die Movember-Stiftung das Thema „Männergesundheit“ voran.

Ob der Bart am Ende dicht, schief oder löchrig wächst, spielt keine Rolle. Hauptsache, er wird sichtbar. Denn sichtbar soll auch das werden, worüber Männer sonst selten sprechen: körperliche und psychische Erkrankungen.

Der Movember wurde 2003 in Australien erfunden. Eine kleine Gruppe junger Männer wollte auf spielerische Weise über ernste Themen reden. Heute ist daraus eine internationale Gesundheitsorganisation geworden, die international mehr als eine Milliarde US-Dollar an Spenden gesammelt hat.

Forschung, Aufklärung, Prävention

Das Geld fließt in Forschung, Aufklärung und Prävention – insbesondere bei Prostata- und Hodenkrebs, aber auch in Projekte zur psychischen Gesundheit und Suizidprävention. Das Motto lautet: „Changing the face of men’s health“ – das Gesicht der Männergesundheit verändern.

Denn die Zahlen sind deutlich: Männer sterben im Durchschnitt fünf Jahre früher als Frauen. Drei von vier Suiziden in Deutschland werden von Männern begangen. Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern – und viele Fälle könnten durch Vorsorgeuntersuchungen früh erkannt werden.

Viele kommen zu spät

„Männer werden anders krank und gehen auch anders damit um“, sagt Dr. Christian Wagner, Chefarzt der Urologie in Gronau und ebenfalls Movember-Ambassador. Er beobachtet, dass viele Patienten erst dann kommen, wenn Beschwerden nicht mehr zu übersehen sind.

„Wir müssen Bewusstsein schaffen. Männer denken, sie seien unverwundbar oder ignorieren die Zeichen – bis es zu spät ist.“

Für Wagner ist der Movember eine gute Gelegenheit, das Thema auf eine leichtere, aber wirksame Weise in die Öffentlichkeit zu bringen. „Wenn ein Schnurrbart Gespräche anstößt, ist schon viel gewonnen“, sagt er. Denn genau darum geht es: Männer sollen anfangen, über ihre Gesundheit zu reden – über Körper, Kopf und alles dazwischen.

Und vielleicht ist genau das die eigentliche Idee des Movembers: dass ein bisschen Haarwuchs im Gesicht hilft, Hemmungen im Kopf abzubauen.


Hinweis. Wenn Sie sich Sorgen machen oder Unterstützung brauchen, erreichen Sie die TelefonSeelsorge kostenlos und anonym unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 sowie online unter telefonseelsorge.de (Chat und Mailberatung rund um die Uhr). In akuten Notfällen wählen Sie bitte den Notruf 112. Wenn Sie lieber per SMS oder WhatsApp schreiben möchten, bietet die Krisenchat-Plattform unter krisenchat.de rund um die Uhr kostenlose Hilfe – speziell auch für junge Menschen. Auch der Beratungstelefon Seelsorge für Männer ist erreichbar unter 0800 123 99 00 oder über maennerseelsorge.de.

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